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Die Rheinschanze

 

Die Kurpfälzische Rheinschanze  Französische Zeit  Scharpf und Lichtenberger  Das Handelshaus  Stadtgebiet um 1840 
Der Erwerb durch den Bayerischen Staat  Die Umbenennung  Selbstständige Gemeinde Ludwigshafen wird Stadt

Die Rheinschanze - Keimzelle von Ludwigshafen

Die kurpfälzische Rheinschanze

Rheinsch 17 JahrAm 17. März 1606 wurde von Kurfürst Friedrich IV der Grundstein zum Bau der Friedrichsburg sowie der Feste Mannheim und der Rheinschanze gelegt. Die Rheinschanze, ein kleines Hornwerk, sollte den Rheinübergang schützen. Im 30 jährigen Krieg wurde die Rheinschanze 1622 von den Truppen des Feldherrn Tilly zerstört. Unter Kurfürst Carl Ludwig wurde die Anlage erneut errichtet. in den Kriegen unter Ludwig XIV wurde die gesamte Festungsanlage erneut zerstört.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfolgte unter der Leitung des holländischen Generals Menno von Coehorn der Wiederaufbau. In der Grundanlage blieb die Rheinschanze ein Hornwerk, dem ein Ravelin oder Halbmond vorgelagert wurde. Über die Wallgräben führten Zugbrücken.

Rheinsch im 18 Jahr

1727 begann die Wiederherstellung der 1713 im Spanische Erbfolgekrieg zerstörten Anlage.   1794 wurden, um den Kampfwert zu erhöhen, drei Fleschen, pfeilförmige Werke, auch Kappen genannt angebaut. Jedoch wurde noch im gleichen Jahr die Anlage von den Franzosen erobert und geschleift. In den folgenden Jahren wurde sie von den Österreichern zurückerobert und wieder aufgebaut. 1789 fiel die Schanze erneut in den Besitz der Franzosen die sie vollständig schleiften.

Rheinsch im 18 Jahr

Nach dem Rheinübergang der russischen Armee wurde im ersten Viertel des Jahres 1814 auf Befehl des Feldmarschalls Blücher die Rheinschanze wieder aufgebaut. Sie bestand aus Erdwällen mit Brustwehren  und Kanonen.
                                                   

Rheinsch nach 18 Jahr

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts nahm sie im heutigen Stadtzentrum ungefähr den Raum zwischen Bahnhofstrasse, Wredestrasse und Ludwigstrasse ein. Die vorgeschobenen Außenwerke reichten sogar über die Bismarckstrasse hinaus.

Zwischen Mannheim und der Rheinschanze wurde 1669 eine fliegende Brücke erbaut. Diese bestand aus einer an Seilen gezogenen Fähre die neben Pferden und Wagen noch 400 Personen tragen konnte. Sie galt damit zu ihrer Zeit als technische Meisterleistung.

Nachdem Mannheim 1718 kurpfälzische Residenz und Oggersheim ab 1720 Nebenresidenz wurde, musste eine feste Strassenverbindung her. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde darum die fliegende Brücke durch eine Schiffsbrücke ersetzt. Ihre Holzkonstruktion lag auf verankerten Kähnen auf, so dass sie mit dem Wassergang steigen und fallen konnte. Wollte ein Schiff passieren, musste ein Brückenteil geöffnet werden. Im Winter wurde die Brücke wegen des starken Eisgangs abgebaut.

Mit den französischen Revolutionskriegen verlor die Rheinschanze ihre militärische Funktion. Seit dem Vormarsch General Custines im Winter 1792 war das Gebiet der heutigen Pfalz Kriegsschauplatz. Damit stand der Rheinübergang nach Mannheim immer wieder im Brennpunkt der Kämpfe. Die Mannheimer setzten sogar in den Jahren 1796 und 1797 das gesamte heutige Stadtgebiet künstlich unter Wasser. Damit wurden wertvolle Ackerflächen und Höfe überflutet.

Im Frieden von Campoformio am 17. Oktober 1797 wurde das Schicksal der Rheinschanze endgültig besiegelt. Österreich musste der Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich zustimmen. Am 25. Januar 1798 stürmten die Franzosen als letzten linksrheinischen Posten die Rheinschanze. Im folgenden Jahr wurden die kurpfälzischen Befestigungsanlagen geschleift.

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Die Rheinschanze in der französischen Zeit

Der Frieden von  Campoformio wurde 1801 durch den Frieden von Lune’ville auch staatsrechtlich anerkannt, das gesamte linksrheinische Ufer war nun französisch. Die heutige Pfalz gehörte zum Departement Montagne de tonnerre (Donnersberg). Die Rheinschanze, bisher ein Vorwerk Mannheims wurde nun Ausgangspunkt einer eigenständigen Entwicklung. Der Rhein, zuvor die Achse der Kurpfalz, war nun politische Grenze. Erblieb es auch als die Pfalz 1816 zu Bayern kam

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Rheinschanze 1814-1824

Die Rheinschanze war zu einem verlassenen, öden Gelände mit Zollposten geworden. Die Franzosen hatten den ehemals kurpfälzischen Besitz zum Nationalgut erklärt und 1803 an das Handlungshaus Gebr. Fabrequettes aus Lode’ve verkauft. Das Gelände blieb jedoch ungenutzt.

1804 änderte sich dies als Jakob Graf unmittelbar vor dem Eingang zur Rheinschanze das Gasthaus “Zum Anker” errichtete. Später wurde daraus der “Ankerhof”.

 Die Neubesiedelung innerhalb der Rheinschanze erfolgte einige Jahre später. Am 4. Oktober 1808 kaufte sich der Mannheimer Gastwirt Karl Hornig für 2000 Francs an. Er errichtete unmittelbar am Rheinufer einen Gasthof und eine Zollstation für die französischen Behörden. Das Wirtshaus war wegen der vielen Truppendurchzügen der napoleonischen Zeit rentabel. Hornig erschloss sich jedoch noch eine weitere zukunftsweisende Einnahmequelle. Er baute einen Anlegeplatz und erhob von den anlegenden Schiffen Gebühren. Dies wurde ihm allerdings durch die Franzosen 1811 untersagt.

Die Ära der Franzosen endete in der Neujahrsnacht 1813/1814. Der linke Flügel von Blücher's Koalitionsarmee, ein russisches Korps unter General von Osten-Sacken, überquerte vom Neckar kommend den Rhein. Zunächst stürmten sie die französischen Befestigungen auf dem damals noch linksrheinisch gelegenem Gebiet und rückten dann in die Rheinschanze ein. Nach dem anschliessenden Wiederaufbau wurde sie von russischen, danach von bayerischen Truppen besetzt. Nachdem im 2. Pariser Frieden, am 14. April 1816, die Grenzen der heutigen Pfalz festgelegt worden waren, fiel sie an das Königreich Bayern. Somit war sie ein bayerischer Militär und Zollposten.

Rheinübergang der russischen Armee

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Die Ansiedelung von Scharpff und Lichtenberger

Als Karl Hornig  1819 starb,  versteigerte  seine  Witwe  das  Anwesen am 27. Dezember 1820 für  15 000 Gulden an den Speyerer Kaufmann Johann Heinrich Scharpff. Dieser hatte hier schon früher gelegentlich Frachtgüter verladen, für die der Weg nach Speyer zu weit gewesen wäre. Er errichtete eine Zweigniederlassung seines Handelshauses welches die landwirtschaftlichen Produkte der Pfalz, Tabak und Wein, vertrieb. Desweiteren wurden Speditions- und Kommissionsgeschäfte abgewickelt. 

                                        

Katharina Hornig

Ankerhof
Johann Heinrich Scharpff
                                                

Mit grossem Weitblick erkannte der energische Johann Heinrich Scharpff bereits sehr früh die Entwicklungsmöglichkeiten der Rheinschanze. Er ersuchte 1821 die bayerische Regierung um die Genehmigung zur Errichtung eines Hafenplatzes. Gegen den heftigen Widerstand der Städte Mannheim, Frankenthal und Speyer, welche zu Recht Handelskonkurenz fürchteten, wurde am 14, Mai 1822 die Genehmigung erteilt. Später wurde auch noch der Betrieb eines Ladekranes gewährt.

Scharpff

Die Handelsniederlassung wurde nun zügig ausgebaut. Noch im gleichen Jahr wurde ein Lagerhaus errichtet und Verträge mit in- und ausländischen Speditionen abgeschlossen, die nun einen grossen Teil des Schiffsverkehrs über die Rheinschanze leiteten. Am 15. August wurde Scharpff’s Schwiegersohn Phillipp Markus Lichtenberger, welcher ihm zum Erwerb der Rheinschanze geraten hatte, als Teilhaber in das Geschäft aufgenommen. In der Zukunft sollte die Familie Lichtenberger in der Entwicklung der Stadt auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen.

Philipp Markus Lichtenberger

1823 begann man damit, den innerhalb der Rheinschanze gelegenen “Tiefen Weiher” mit einem Durchstich mit dem Rhein zu verbinden. Dabei kam dem Handelshaus ein glücklicher Umstand zu Hilfe. Am 3. November 1824 riss das Rheinhochwasser den “Bettelmannsdamm” im Norden der Rheinschanze ein. Der dadurch entstandene “Grundbruch” oder Kolk wurde in den folgenden Jahren zum “Winterhafen” ausgebaut. Damit verfügte die Rheinschanze über den einzigen Winterfesten Rheinhafen der bayerischen Pfalz. Für diese Zeit, in der sich die Rheinschiffahrt stürmisch entwickelte, war dies ein unschätzbarer Standortvorteil..

1825 legte das erste Dampfschiff in der Rheinschanze an. Die gleichzeitig begonnene Regulierung des Rheines erlaubte den Einsatz beträchtlich grösserer Schiffe als je zuvor.

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Die Entwicklung des Handelshauses innerhalb der Rheinschanze

Neben dem Handelshaus befand sich in der Rheinschanze weiterhin für die Brückenwache ein bayerischer Militärposten, den die Garnison Germersheim stellte. Im Jahre 1827 wurde von der bayerische Regierung zur schnelleren Abfertigung der Güter ein Zollkontrollamt eingerichtet. Dieses wurde 1829 in ein Oberzoll- und Hallamt, 1834 in ein Hauptzollamt umgewandelt.

1826 zog sich Scharpff aus dem Geschäft zurück und überlies die Leitung Lichtenberger. Dieser dehnte seine Geschäftsbeziehungen bis nach Übersee aus. Obwohl es zwischen Lichtenberger, dem Königshaus und der Regierung gute Beziehungen bestanden (Ludwig 1. besuchte 1829 die Rheinschanze), hatte das Handelshaus Probleme mit dem Status der Rheinschanze. Ihr formell weiterbestehender militärischer Charakter ließ eine uneingeschränkte zivile Nutzung nicht zu, zumal die Regierung Bedenken, wegen des Monopols Lichtenbergers, hatte, dass eine Handelskonkurenz unmöglich sein könnte.

1833 erreichte Lichtenberger immerhin, dass die Rheinschanze zum freien Landungsplatz erklärt wurde. Dadurch wurden einige lästige Handelsbeschränkungen aufgehoben.

 
Rheinschanze 1834

Noch im gleichen Jahr legte er einen Bebauungsplan vor, der der wachsenden Bedeutung angemessen war. Es wurden Lagerhäuser, Schuppen und Bürogebäude erbaut und neben dem um 1826 entstandenen Wohnhaus, dem “Lichtenberger-Haus”, ein neuer repräsentativer Bau errichtet. Damit legte Lichtenberger die Struktur des späteren Ludwigshafener Stadtkerns fest. Die “Brückenstrasse” wurde zur Kaiser-Wilhelm-Strasse, der mit einer Mauer umgebene Zollbezirk wurde zum Zollhof. Aus dem geradlinigen Damm, der nach dem Hochwasser von 1824 gebaut wurde, wurde später die Ludwigstrasse.

Die handelspolitischen Rahmenbedingungen verbesserten sich stetig. Nachdem am 12. Mai 1835 Baden, wie zuvor schon Bayern, dem Deutschen Zollverein beitrat fiel die Zollgrenze auf dem Rhein weg. Am 19. Juli 1835, als die Zollvereinbarungen wirksam wurden, wurde der Tag des freien Verkehrs auf der Schiffsbrücke von den Bewohnern Mannheims und der Rheinschanze unter dem Motto “Willkommen nach langer Trennung” festlich gefeiert.

Ab 1836 zog sich der Firmeninhaber Phillipp Markus Lichtenberger zunehmend von der Geschäftsführung zurück und überlies sie seinem Sohn Heinrich Wilhelm Lichtenberger. Phillipp Markus Lichtenberger setzte sich seitdem für das erste pfälzische Eisenbahnprojekt ein, welches für die weitere Entwicklung der Rheinschanze entscheidend sein sollte.

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Das heutige Stadtgebiet um 1840

Im 18. Jahrhundert änderte sich die Topographie des Ludwigshafener Stadtgebietes erheblich. 1826 begann auch bei uns die Begradigung des Rheines nach den Plänen des badischen Oberst Tulla. Der “Friesenheimer Durchstich” schnitt die nördlich Mannheims nach Osten schwingende Stromschlinge in gerader Form ab und verkürzte damit den Rheinlauf um 3 Kilometer. Ab 1840 war der “neue Rhein” für Segelschiffe befahrbar. Erst 1862 wurde die Stromumbettung abgeschlossen. Das Niederungsgebiet im Osten von Friesenheim und Oppau wurde damit auf die rechte Rheinseite verlegt und kam 1863 in badische Landeshoheit. Heute gehört die Friesenheimer Insel zu Mannheim.

 
Tulla

Im Norden traf der neue Rheinlauf auf den Frankenthaler Kanal und die ebenfalls verlegte Ein- mündung des Neckars. Das heutige Stadtgebiet lag damals noch im feuchten Niederungsgebiet der Altrheinarme. Erst im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde es trockengelegt.

Durch die Rheinbegradigung war es nun möglich grössere und schnellere Schiffe einzusetzen. Diese verdrängten die alten Segelschiffe und Schleppkähne welche mühsam von Hand oder mit Pferden stromaufwärts getreidelt (gezogen) wurden. Der ende der Kurfürstenzeit und 1823 wiederhergestellte Frankenthaler Kanal entsprach nicht mehr den technischen Anforderungen der Rheinschiffahrt wodurch der Frankenthal zugedachte Frachtverkehr zunehmend über die Rheinschanze abgewickelt wurde.

Administrativ gehörte die Rheinschanze damals noch zu Mundenheim, die umliegenden Höfe zu Friesenheim. In der Rheinschanze hatten sich Gastwirte, Kaufleute und Händler mit ihren Gehilfen, Zollbeamte und das Hafenpersonal niedergelassen. Dazu kam das fahrende Volk der Rheinschiffer - die bodenständigen Bauern waren froh, dass genügend Ackerland zwischen ihnen und der unbehaglichen neuen Ansiedlung lag.

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Der Erwerb der Rheinschanze durch den bayerischen Staat

Nach dem Tod von Phillipp Markus Lichtenberger im Jahre 1842 geriet das Handelshaus in finanzielle Schwierigkeiten, da  Heinrich Wilhelm Lichtenberger sein Geschwister auszahlen musste. Eine riskante Spekulation, mit der wieder Kapital erwirtschaftet werden sollte, schlug fehl. Zudem machte sich die rechtsrheinische Konkurrenz, die vom badischen Staat unterstützt wurde, nachteilig bemerkbar

Heinrich_Wilhelm_Lichtenberger

In Mannheim hatte man 1826 mit dem neuen Rheinhafen, anstelle des schwer zugänglichen Neckarhafens, günstigere Verlademöglichkeiten geschaffen, wodurch ein Teil des Speditionshandels von der Rheinschanze abgezogen wurde. Lichtenberger sah sich durch die bayerische Regierung nur ungenügend unterstützt, was sicher auch daran lag, dass diese ihrerseits Lichtenbergers Monopolstellung im wichtigsten Umschlagsplatz als Entwicklungshindernis ansah.

Als Ausweg bot sich schliesslich auf Initiative des damaligen Regierungspräsidenten von Wrede der Verkauf der Rheinschanze an den bayerischen Staat an. Nachdem König Ludwig 1. am 26. Februar 1843 den militärischen Charakter aufgehoben hatte, genehmigte er am 16. März 1843 den Kaufvertrag, der am 23. März notariell ausgefertigt wurde. Der Kaufpreis betrug 190 000 Gulden.

Verkauf

Aber nur der Hafen blieb staatlich, das Gelände wurde an Kaufleute und Händler weiterverkauft. Damit begann die schnelle Entwicklung der Rheinschanze. Während Lichtenberger weiterhin einen Weinhandel betrieb, siedelten sich bereits 1843 Weber & Karcher aus Kaiserslautern, Kaufmann aus Basel, von Gienanth aus Eisenberg und der Gastwirt Goerg aus Deidesheim, der den Gasthof “zum deutsche Haus” errichtete.

Zeitgleich wurden die Häfen ausgebaut. Paul von Denis, der spätere Direktor der Pfälzischen Eisenbahnen, entwarf den ersten Bebauungsplan, der sich mit seinen quadratischen Blöcken an Mannheim und München orientierte. Am Damm, der heutigen Ludwigstrasse, entstand das erste Wohnhaus. Erbaut vom Bäckermeister Ludwig Gelbert. Die Bayerische-Pfälzische Dampfschlepp- schiffahrtsgesellschaft eröffnete 1844 ihren Betrieb. 1845 wurde das Hauptzollamt errichtet. Am 11. Juni 1847 wurde die erste pfälzische Eisenbahnlinie zwischen Neustadt und Ludwigshafen eröffnet und am nördlichen Ortsrand neben dem Winterhafen der Bahnhof gebaut. Die Rheinschanze, in der 1843 gerade 90 Bewohner ansässig waren, richtet sich auf ihre Zukunft ein.

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Die Umbenennung in Ludwigshafen

Johann Heinrich Scharpff hatte bereits 1825 die Regierung ersucht den Handelsplatz nach dem regierenden König “Maximilianshafen” zu benennen. Dabei hatte sogar 1829 die Tochter Lichtenbergs König Ludwig 1. in Versform gebeten der Niederlassung seinen Namen zu geben.

Dazu war das bayerische Königshaus aber erst 1843 nach dem Erwerb der Rheinschanze und der damit übernommenen Verantwortung bereit. Am 25 April genehmigte der König, “das der bisher unter dem Namen der Rheinschanze bekannte Handels- und Hafenplatz gegenüber von Mannheim und der sich dort bildenden Gemeinde der Name Ludwigshafen schon jetzt beigelegt werde

Ludwigshafen 1843

Das “schon jetzt” bezog sich darauf, dass der König aus finanziellen Gründen zwar noch nicht die Selbständigkeit anordnen wollte, aber die notwendigen Massnahmen, die dazu führen sollten. Die Einrichtung der selbstständigen Gemeinde war damit nur noch eine Frage der Zeit. Im einzelnem wurde in dieser “Allerhöchsten Entschliessung” festgelegt bzw. gefordert:

  1. Die Namensgebung
  2. Die Bildung einer selbstständigen Gemeinde sei “durch alle zweckdienlichen Massnahmen vorzubereiten”
  3. Die Bildung eines eigene Polizeibezirks, der neben der Rheinschanze noch den Ankerhof, den Ganderhof, die Gräfenau, den Rohrlacherhof und die Hemshöfe umfasste.
  4. Die Einstellung eines Polizeiadjukten
  5. Die Errichtung einer Schule
  6. Die Klärung der finanziellen Verhältnisse der zukünftigen Gemeinde
  7. Die Vorlage eines Ortsbebauungsplanes, wobei “ebensowohl Luxus als gemeines Aussehen vermieden, vielmehr Zweckmässigkeit mit gutem architektonischen Stile beobachtet werde”

1849 wurde die wirtschaftliche Aufwärtsentwicklung jäh unterbrochen. Im badisch-pfälzischem Aufstand stürmten am 15. Juni preussische Truppen das von Freischärlern besetzte Ludwigshafen. Von Mannheim aus wurde der Ort unter Artilleriebeschuss genommen, die Hafenanlagen wurden völlig zerstört und die Niederlassung schwer beschädigt. Da man hinter der Zerstörung jedoch Konkurrenzneid Mannheims vermutete übernahm der bayerisch Staat den Schaden und Ludwigshafen wurde mit Entschädigungszahlungen wieder aufgebaut. Seine beispiellose Entwicklung nahm es unmittelbar aus den Trümmern von 1849.

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Ludwigshafen wird selbstständige Gemeinde

Nachdem sich die Unruhen der Revolution gelegt hatten, wurde mit der Bildung einer eigenen Gemeinde begonnen. Am 19. August 1850 konstituierte sich eine aus fünf Honoratioren zusammengesetzte “Lokalkommission”, der auch Heinrich Wilhelm Lichtenberger angehörte.

Es waren die finanziellen Verhältnisse und Möglichkeiten, sowie die Beziehungen zu den Mutter- gemeinden Mundenheim und Friesenheim zu klären. 1851 wurde das Gasthaus “zur Pfalz” in der späteren Ludwigstrasse 67 als Schul- und Gemeindehaus erworben. Das “Stadthaus Ludwigstrasse” war dann Sitz der Stadtverwaltung, sowie der ersten Volksschule, der Krankenkasse und der Sparkasse.

Zu diesem Zeitpunkt war Ludwigshafen noch ohne eigene kommunale Einrichtungen.  120 000 Gulden, so schätzte die Lokalkommission würden dafür benötigt. Diese Summe aufzubringen war für die junge Gemeinde unmöglich, wodurch die Gemeindebildung in Frage gestellt war. Im August 1852 erliess die Regierung jedoch eine Anweisung, wonach die Finanzierung zurückzustellen sei.

Am 18. November 1852 ergab eine Abstimmung aller stimmberechtigten Bürger das nur 11 gegen eine eigenständige Gemeinde waren. Am 27. Dezember 1852 schliesslich wurde durch “Allerhöchste Entschliessung” König Maximilian II. die Gemeindebildung genehmigt und zugleich die Gemeindegrenze festgelegt.

“Seine Majestät der König haben die Bildung einer eigenen politischen Gemeinde Ludwigshafen, bestehend aus den Ansiedlungen zu Ludwigshafen, den Hemshöfen, den Ganter- und Rohrlacherhöfen, so dann der Gräfenau, ferner die Bannabtheilung zwischen den Gemeinden Friesenheim, Mundenheim und Ludwigshafen [...] allergnädigst zu genehmigen geruht.”

selbstständige Gemeinde

Am 18. Januar erfolgt die Benachrichtigung der Lokalkommission und es wurde die Aufstellung einer Bürgerliste zur Wahl der Gemeinderäte angeordnet. Als Zeitpunkt für den Beginn der Amtstätigkeit der Gemeindeverwaltung wurde der 15. April 1853 festgelegt. Die erst Gemeinderatswahl (18 Mitglieder) fand am 9. März 1853 statt. An der Abstimmung beteiligten sich 215 Bürger. Zum Bürgermeister ernannte die Regierung Heinrich Wilhelm Lichtenberger, sein Adjukt (Stellvertreter) war Christof Goerg.

Die Ortsgrenzen waren mit denen des Polizeibezirks von 1843 identisch. Der südliche Teil der neuen Ludwigshafener Gemarkung wurde von Mundenheim abgetreten, der nördliche Teil mit den Höfen von Mundenheim. Es bleibt eine Besonderheit der Ludwigshafener Geschichte und ein Zeichen ihrer raschen Entwicklung, dass bereits 1892 bzw. 1899 die beiden Muttergemeinden eingemeindet wurden.

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Ludwigshafen wird Stadt

Obwohl Ludwigshafen jetzt selbstständige Gemeinde war, fehlte nahezu alles was eine respektable Gemeinde ausmacht. Die Gebäude und die gesamte Anlage hatten zwar urbanes Gepräge, Doch eigentlich war es eine in die Rheinniederungen gebaute Ansiedlung. Die Strassen verliefen auf den Dämmen oberhalb des eigentlichen Niveaus und das dazwischen liegende Gelände musste erst aufgeschüttet werden.

Am 8. November 1859 wurde Ludwigshafen von König Maximlian II. “in die Reihe der Städte Unseres Königreiches” erhoben.

Entscheidend für diese rasche Entwicklung war die Eisenbahn. 1849 wurde die Bahnlinie über Neustadt bis nach Bexbach in das saarländische Kohlenrevier verlängert. Damit war Ludwigshafen mit seinem Rheinhafen und der Eisenbahn an die beiden wichtigsten Frachtwege angeschlossen.

Stadt

Die schnelle Entwicklung der Stadt spiegelt sich auch in ihren Einwohnerzahlen wieder. Waren es 1843 gerade 90 Einwohner, so zählte man 1853 schon 1500 und 1867 fast 5000 Einwohner. Aber das Tempo beschleunigte sich noch mehr. Durch die verkehrsgünstige Lage wurde die Industrie auf Ludwigshafen aufmerksam. 1851 hatte sich als erster Giulini auf dem heutigen Hans-Klüber-Platz niedergelassen. 1865 kam dann die BASF auf dem Hemshofgelände.

 Damit war der Wandel von der Handels- zur Industriestadt eingeläutet.

 

Wer mehr über die Geschichte Ludwigshafens erfahren will, kann sich in die Bücher, die Geschichte der Stadt Ludwigshafen, herausgegeben von der Stadt Ludwigshafen zum 150. Jubiläum, einlesen

Diese Seite habe ich mit Hilfe des Heftes “Die Entstehung Ludwigshafens” von Peter Ruf, herausgegeben vom Stadtmuseum Ludwigshafen, erstellt.  Ich möchte mich für die Erlaubnis, die Unterlagen zu nutzten, noch recht herzlich bei Herrn Ruf bedanken.

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